Der (Lauf-) Weg zum Glück

Eigentlich wäre die Story zum Kölnpfad schnell erzählt: Christian @_trailtiger und ich  laufen beim Kölnpfad Ultra nicht die volle Strecke von 171km sondern die nächste Kleinere von 110km, kommen ins Ziel, sahnen die Gürtelschnalle ab und Tschüss.

Wenn da nicht noch ein paar Kleinigkeiten zu erwähnen wären:

Nachdem der Tiger und ich 2017 im Rahmen des Kölnpfads die sog. Kölsche Nachtschicht mit 75km gelaufen sind, war mir relativ schnell klar, das ich mich ein Jahr später an den 110km versuchen wollte. Allerdings sollte es mein Projekt werden, wollte ich doch keinen Druck von außen, sondern in Einzelkämpfer Manier triumphieren. Geht natürlich nicht! Irgendwann, irgendwo verplappert man sich und letztlich waren Sarah @bySarahSi, der Tiger und meine werten Freunde der Kuchencrew KCHNCRW André @AndreNO und Daniel von endurange.com im Boot. Fachliche Kompetenz und Wahnsinn gleichermaßen.

Die Tage gingen ins Land und ich stellte meinen Laufplan für 2018 auf: 50km Lauf in Rodgau mit hoffentlich neuer persönlicher Bestleistung (PB), Treppenwitz METM und dann der Kölnpfad sollten tolle Momente ergeben.

Nachdem ich wirklich Rodgau mit neuer PB gemeistert und den METM bravourös gemeistert hatte, war mein Selbstvertrauen so hoch, das ich ohne wirkliche Sorgen an die Vorbereitungen zum längsten Lauf meines Lebens gehen konnte.

Wären da nicht einige dunkle Wolken aufgezogen. Wolken in Form von Gedanken, die vermochten mich nicht vollends hinter das Projekt zu stellen, Gedanken die mich zögern ließen. Durch den METM hatte ich erstmalig das Gefühl in dieser Ultra Welt angekommen zu sein. Der außenstehende Betrachter wird sich zu Recht wundern: Rodgau, der doppelte Hermann, die Nachtschicht sind doch alles tolle Ultra Läufe. Du bist also ein Ultra. Nur ich hatte nie diese Gefühl. Erst der METM macht mich, so meine Meinung, ein Stück weit zu dem der ich immer sein wollte. 

Ich veränderte also meine Gedanken bezüglich Ultralaufen wie folgt: Der Kölnpfad sollte nicht nur Saisonhighlight sondern auch so etwas wie ein Schnitt und Abschluss in meinem weiteren Ultra Laufweg sein. Ich wollte nicht mehr nach einem riesigen Trainingsplan laufen, wollte nicht mehr Sonntag morgen um 04:00 Uhr aufstehen, wollte nicht mehr ein schlechtes Gewissen haben wenn aus den geplanten 35km nur 27km würden. Es reichte mir. War ich satt? War ich müde? Ich wusste es nicht. 

Ungefähr 2 Monate vor dem Kölnpfad bin ich dann eher durch Zufall mit dem sog. Streak Running angefangen. Streaken bedeutet täglich mindestens eine Meile (1600m) zu laufen. Das kam mir entgegen: lange laufen = Streak, kurz laufen = Streak, gar nicht laufen = 1600m laufen = Streak. Ich konnte so geschickt zwei “Welten” miteinander verbinden. Dieses Streak Running sollte mein Auffangnetz für die Zeit nach Köln werden, ohne in ein Loch fallen zu müssen, ohne sich wieder aufzurappeln und Glückseligkeit in der nächsten Wettkampf Anmeldung finden zu wollen…

 

Der Tag war endlich da: Samstag 05:09 Uhr klingelte der Wecker, aufstehen, frühstücken, Tiger abholen, nach Köln fahren, Startnummer abholen, Shuttlebus zum Start am Rhein Energie Stadion, Tom Eller, der Veranstalter, schickt uns mit einer kleinen Rede auf die Reise und somit auf den längsten Lauf meines Lebens. Unterwegs gesellte sich der liebe Sven noch zu uns und am Sonntag um 02:30 Uhr liefen wir als 5ter, 6ter und 7ter gemeinsam ins Ziel. Müde. Leer. Fertig. – Schnell die Gürtelschnalle als Medaille abholt, geduscht, Tiger weg gebracht, heim gefahren und 24h später machte ich den Motor des Autos um 05:09 Uhr wieder aus. Der Kölnpfad war Geschichte.

Wie jetzt? mag sich sich der geneigte Leser denken. Das ist die Kölnpfad Story? Klares JA.

Mein Gedanken und Erlebnisse sind so wie ein Tisch voller Urlaubsfotos. Zu jedem Bild gibt es eine Anekdote, eine kleine Geschichte. Aber welches Bild nun in das Album darf und welches nicht, werde ich in einem anderen Blog Post klären. Es ist alles zu frisch für mich.

Aber eine kleine Geschichte soll hier erwähnt werden: kurz vor dem Verpflegungsposten in Bensberg komme ich an einem Irish Pub direkt an der Strecke vorbei. Die Tür steht offen, man hört einen Fussball Kommentator reden. Ich gehe rein, der Wirt schaut mich an, als ob ich ein Alien wäre und ich bestelle die vermutlich allerbeste große Spezi meines Lebens. Totales Glück für 2,70 EUR. Die Kohlensäure kribbelt an der Nase, die feuchte Kälte des Glases in meiner Hand, der bezaubende Geschmack kreiert von der Lebensmittelindustrie und das Klackern der Eiswürfel zunächst am Glasrand, später dann unter meiner Mütze sind eines der ganz großen Momente die ich auf diesem Lauf erlebt habe. Häärlisch!!!

 

Am Sonntag Abend schnappe ich mir meine Laufsachen und laufe 1600m. Nicht schnell, nicht rund, aber so will es nun mal das “Streak Gesetz”.

Ich freue mich jetzt sehr auf die Zeit, in der der Trainingsplan nicht mehr das Maß der Dinge ist, wo ich (hoffentlich) wieder mehr gemeinsame Zeit für meine Frau haben werden kann. Und ich werde mich sicher weiter Sonntags morgens davon schleichen um 35km zu laufen. Und wenn es dann nur 27km werden ist das auch Recht. Viele würden sich danach sehnen, einmal in ihrem Leben einen Halbmarathon zu laufen. Ich sollte also entspannt sein.

Was bleibt?

Der Blog vom Kölnpfad kommt. Wenn alles gedacht, sortiert und abgeheftet ist. Oder wie ein deutscher HippHopper mal sang: “In einem schwarzen Fotoalbum mit ´nem silbernen Knopf, bewahr´ ich all diese Bilder im Kopf…” Und ich werde berichten, wie es für mich war, diese 110km zu laufen. Doch jetzt werde ich mich erst einmal mehr auf die nächsten tollen und wichtigen Laufmomente konzentrieren. Ich weiß auch nicht, ob das Streak Running mein Endziel ist oder wie lange ich es durchhalte. Ich habe geliefert und ich bin aus dem Tiefsten mit mir zufrieden. Ich habe mir gezeigt, das ich was kann. 

Und während ich die Zeilen so schreibe, kommt so langsam die Glückseligkeit dieses “längsten Laufs meines Lebens” in meinem Kopf an. Ich werde sicher noch einige Male von diesen Gefühlen übermannt werden und die ein oder andere Träne vor Freude über die Wange kullern lassen.

(so wie jetzt gerade…)

Der rodGaU – Der richtig ordentlich durchkommen, Gas aufdrehen Ultra 2018

Und Zack, wieder ein Jahr herum. Das ist jetzt schon das dritte Mal, das ich über Rodgau schreibe. 2016 gefinisht auf Ankommen mit 5h 09min, 2017 alle möglichen lieben Leute supportet, insgesamt 37km mal hier mal da gelaufen. Nun sollte der Fokus 2018 wieder auf mich und meinen Lauf stehen. 

Wann mir genau der Gedanke kam, mich auf eine bessere Zeit zu konzentrieren, weiß ich nicht nicht mehr genau. Doch die ersten Erinnerungen dazu habe ich zum Tetraeder Treppenlauf September 2017 in Bottrop, wo ich meinem Laufbuddy Christian @trailtiger davon berichtete. 

Und so studierte ich diverse Ultra Laufpläne, kopierte, formulierte – aber so recht war nichts dabei, was mir recht war. Also schmiedete ich meinen eigenen Plan: Sonntag langsam und lang, Dienstag zügig bis 20km, Donnerstag Intervalle im Stadion, Samstag Lauf ABC und eine kleine Runde hinten dran. Dazu ein paar Stabiübungen während des Zähneputzens und Meditation um mich auf das Ziel zu konzentrieren. Als wichtige Stütze und “Mentaltrainer” holte ich mir Matthias Kunz @derJubelnde (Marathon 2h41min) mit ins Boot, den ich immer wieder fragen konnte und der mir auf seine charmante Art und Weise Ratschläge gab oder mir mit einem Lächeln antwortete.

Im Laufe des Trainings zeigte sich, dass eine Einlaufzeit von 04h30 drin sitzen könnte. Doch da ich meine Hausaufgaben immer fleißig machte – mal wieder den aller größten Dank an meine Frau, die mich hat Sonntag morgens um 04 Uhr 30 aufstehen und laufen lassen und nicht derweil das Schloss der Haustür wechselte – spürte ich, dass auch eine 04h25 oder sogar 04h20 drin sitzen könnte. Und insgeheim spielte ich mit der 04h15, sagte aber keinem mehr was davon, man will ja nicht größenwahnsinnig werden.

Das Rodgau Wochenende war da: Der Trailtiger, Nina und ich übernachteten wie jedes Jahr bei Freunden in einer Nachbargemeinde, fuhren Freitag Abend zur #twitterlauftreff Pastaparty, um viele alte und wieder neue Gesichter zu treffen, zu lachen und zu fachsimpeln. Das ist eines DER Gründe nach Rodgau zu fahren und sicher nicht 10 Runden auf einer an sich langweiligen Laufstrecke zu absolvieren.

Am Morgen fuhren der Trailtiger und ich dann nach Rodgau, die Startnummern abholen und das #twitterlauftreff Basecamp aufzubauen. Ich hektisch, er ruhig. Wir passen sehr gut zusammen 🙂

Schon während des Einreihens in den Startblock verlor ich Christian, traf dafür Gunter @GUracell und Bert @Trailgrip. Freudige Aufregung, dann der Startschuss und wie so oft hingen wir im Verkehr fest. (Memo an mich: man muss einfach mehr Mumm haben und sich weiter vorne einreihen). 

So verlief die erste Runde etwas holprig mit vielen Stop and Gos, in der zweiten Runde hatten wir uns etwas freigestrampelt und auch der Trailtiger fand sich ein. Die Herren GU und Tiger wollten es wohl wissen und so ließ sich Bert schnell zurückfallen. ich blieb tapfer dran. 

In Runde 4 und 5 gab es keine besonderen Vorkommnisse, an die ich mich en detail erinnere.

In Runde 6 zündeten dann Christian und Gunter ihre Geheimwaffe. Worauf mich niemand vorbereitet hatte und mir mental zusetzte war die Tatsache, dass die beiden anfingen sich ultraflache- und schlechte Kanibalenwitze zu erzählen. Darauf konnte ich einfach nicht wechseln, beide lachten, ich war mal wieder genervt. Ich ließ mich etwas zurückfallen, blieb aber in Sichtweite und ließ sie  ca 30m vor mir laufen.

In der siebten Runde zog Christian dann einer programmierten Maschine gleich seine 5nMin. Runde, Gunter ließ sich am Verpflegungspunkt hinter mir zurück fallen und so war ich mit mir alleine und kämpfte mich durch die Runden. Mein Mantra war eine Ausspruch von Geordie @vienarunning: Wenn es nicht weh tät, könnte es ja jeder.  Ja dann…

Die Oberschenkel machten zu und die linke Wade meldete ein Fröhliches: “Noch einen Schritt schneller und ich bekomme einen Krampf. Noch einen Schritt schneller und ich bekomme einen Krampf. Noch einen Schritt …” JAHAAA, ich hab es verstanden. “Noch einen Sch..!” HALT ENDLICH DIE KLAPPE!!! 

Mein Kopf hatte endlich wieder was zu tun. So biss und kämpfte ich mich durch die Runde acht.

Runde 9 bei Km42 folgender kleiner Dialog:

Körper “Klasse, dann sind wir ja gleich fertig.”

Kopf: “Hä? Wieso?”

Körper: “Wir laufen doch einen Marathon!” 

Kopf: “Wer sagt denn sowas? Wir laufen hier Ultra, also 50km. Nicht 42,195km!”

Körper: “Nö, davon weiß ich nichts, also ich bleibe an der Marathonmarkierung einfach stehen. Das reicht mir für heute…”

Kopf: “Wenn Ihr das macht, dann ist aber wirklich was los hier!!!”

Körper nörgelt…

So ungefähr waren die Gespräche in mir. Alle Übungen vorab, ich sollte an etwas schönes denken, ich sollte ruhig atmen, ich sollte an nichts denken verpufften in den kleinen Spielchen in mir.

Ich war dankbar, als endlich die letzte Runde anbrach, konnte mich gedanklich vom VP, von den DJs und der Strecke verabschieden. Und so rumpelte ich nach 04h 20min 05sek ins Ziel.

MEIN PLAN WAR AUFGEGANGEN. MEGA GLÜCKLICH UND ZUFRIEDEN!!!!!!!

Vollkommen k.o. lehnte ich mich an einen Baumstumpf, kurze Zeit später hörte ich auch schon wieder die sorgsame und vertraute Stimme von Christian, der mir eine Decke reichte und einfach nur da war. TIGER, du bist der Größte. Danke dafür!!!! 

Im Nachhinein ist man ja immer schlauer: die 5 sek nerven mich ein bisschen: 1 mal  Pipi machen weniger, ein Becher Cola weniger nachschenken, die bescheuerten Gels, die nicht aus der Tasche kamen und für die ich stehen bleiben musste, der zu eng geschnürte rechte Schuh, den ich nachschnüren musste, gedankenlose Bummelei, der Stau zu Anfang. Irgendwo habe ich diese blöden 5-6 sek verloren, sonst hätte ich eine 4h:19min:59sek. Damit muss ich leben. Ärgern tut es mich trotzdem… 

UND DOCH: ICH BIN STOLZ WIE BOLLE.  Das kann und das schafft nicht jeder. Alles richtig gemacht! Dauergrinsemodus ist aktiviert.

Tschüss, bis nächstes Jahr mein Rodgau…

 

Epliog 1:

Whats App Dialog zwischen Matthias Kunz (MK) und mir:

MK: “Suuuuuper! ich freue mich soooo sehr für dich 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 :-)”

Ich: “Danke Dir. Es war brutal. ich habe nichts von dem angewendet was du mir gesagt hast. Alles vergessen!”

MK: “So geht es mir auch immer ;-)”

 

Epilog 2

Isabell @Laufspatz ist letztes Jahr 4h21min gelaufen und ich sagte ihr, das wäre ja unmenschlich. Keiner könnte das. Tja… Dieses Jahr ist sie 3h53min gelaufen. Und das ist ja unmenschlich. Keiner kann das!

 

 

Rodgau, mein Rodgau

Es war also mal wieder so weit. Dieses ominöse Rodgau stand auf dem Plan. Vor einem Jahr habe ich dort meine Ultrapremiere erlebt, bin das Erste Mal überhaupt weiter als die Marathondistanz gelaufen. Der Hammer. Was war ich stolz…

Und diese Jahr? Abermals durch einen Rundkurs quälen? Hallo? Bestimmt nicht. Also schmiedete ich einen grandiosen Plan: Ich beschloss einfach nur Fan vom #Twitterlauftreff zu sein. Anzufeuern, motivieren und vielleicht die letzte Runde mit jemanden gemeinsam zu laufen der sich gerade quält. So der Plan…

Es kam wie eigentlich immer bei meinen Plänen etwas anders. Tage zu vor hatte mich Nina @la_loupina gefragt ob ich mit ihr 3 oder mehr Runden in ihrem noch postoperativen Bummeltempo laufen wolle. Das konnte ich natürlich nicht ausschlagen. Also kamen die Laufsachen doch ins Auto…

Frederic @lexusburn, Thomas @running_podcast und ich trafen uns Freitag Nachmittag und fuhren zuerst zu Freunden, eine 1/2h entfernt von Rodgau, um dort unser Nachtlager aufzuschlagen und dann weiter zur #Twitterlauftreff Pastaparty die Michael @MagicMike2311 wieder dankenswerter Weise organisierte. Zu 25 Leuten, alle bestens gelaunt und Vorfreude auf den Lauftag genossen wir das, was die Speisekarte hergab. Ein toller Abend mit vielen klasse Personen, teilweise unbekannt, doch überwiegend persönlich bekannt war es ein großes Hallo…

Der Morgen begrüßte uns in Frederics Auto mit fröhlichen -8,5 Grad. Au Backe!! das konnte heiter werden. Wir fuhren also los, parkten, ich zog mit meinem extra für diese Veranstaltung gekauften Pavillion los, um ein standesgemäßes Headquarter zu errichten. Frederic und Thomas besorgten mir meine Startnummer. Zwischenzeitlich ergaben sich immer wieder neue Konstellationen mit wem ich den laufen oder gehen könnte. Frederic und ich witzelten, das wir eigentlich 15 Runden benötigen würden, um allen Gerecht zu werden.

Punkt 10:00 Uhr ertönte die Startfanfare und ca. 1000 stark vermummte Ultrabekloppte zogen von dannen. Einer der Letzten war Sven @svnkswttr, der sich einige Tage vor Rodgau so verletzte, das er nicht laufen konnte. Aber doch gehen. So gingen Johannes @werwolftamer, Karo, die Freundin vom @_ Trailtiger, Sven und ich die erste Runde. Er genoss es. Wir genossen es.

Toll!

Nach 2,5km wurden wir von den ersten Führenden überrundet. Unfassbar wie schnell ( wie langsam wir) die waren. Gegen Ende unserer ersten Runde fegte auch Isabell @laufspatz an uns vorbei. Ich hatte mir ihr vorab gesprochen das auch wir eine Runde laufen wollten. Also schmiss ich Jacke und Handschuh davon und ballerte mit Isabell durch Runde 2.

Toll!!

An unserem Headquarter angekommen traf ich weitere laufverrückte Nichtmitläufer tratschte, quatsche und jubelte zu.

Und dann zog Nina @la_loupina, gebeutelt von Ihrer noch fast frischen OP an uns vorbei. Und ich hing mich dran. Deutlich langsamer und entspannter ließen wir uns treiben und redeten über Dinge 😉 Es war eine schöne Runde, hatte ich Nina doch quasi genau vor einem Jahr auf dieser Strecke kennen und schätzen gelernt.

Toll!!!

Ich wartete wieder und traf mich derweil mit Katrin @katitria, die leider Bronchitis geschwächt auch nicht mitlaufen konnte aber ihren Freund Holger @runfirefight auf der Strecke zujubelte. Naja. Als Holger so daher kam, merkte man ihm schon an, dass das heute kein Spaß für ihn war. Also hing ich mich an ihn dran und lief mit ihm seine letzte Runde (30k) und lenkte ein wenig ab. Wir redeten über Männerspielzeuge in allen Größen und Facetten.

Toll!!!!

Ich kehrte abermals ins Headquarter. Und kaum später zogen Bert @trailgrip und Isabell im Schlepptau vorbei. Isabell deutlich unentspannter als in Runde 2, Bert immer noch das blühende Leben. Ich vereinbarte kurzer Hand, ihre letzte Runde mit zu laufen und sie ins Ziel zu begleiten. Was eine Runde später dann passierte war der Kracher: wie konnte Isabell noch so schnell laufen, so fit und brutal zu sich selbst sein und ein Tempo angehen, wo mir das Reden schwer viel. Wir ballerten wie die Wahnsinnigen durch ihre letzte Runde und Isabell war in 04:20:26 im Ziel, was ihr ein Podiumsplatz in ihrer Altersklasse einbrachte. Ihr brachte ihr noch Tee als der Christian @_trailtiger an uns vorbei lief, mit dem ich ja auch eigentlich laufen wollte.

Puh, nicht mehr so toll!!!!

Aber was soll´s, Christian war noch ein paar Sekunden schneller als Isabell unterwegs und an reden war schon lange nicht mehr zu denken. Ich wollte ihm doch Gesellschaft leisten, statt dessen zog er mich fast mehr durch die Runde, Heidewitzka, war das kein Spaß. Aber wir fegten durch die Wälder und wir liefen gemeinsam in sein Ziel. Ganz schön hart.

Puh, nicht mehr toll! Wirklich!!!! Was die für Tempo können. Respekt!

Abermals am Headquarter angekommen passierte Unglaubliches: Nina immer noch unterwegs war in ihrer neunten Runde. Sollte Sie diese Runde wirklich noch vor Zielschluss nach 6 Stunden schaffen, wäre sie weiter in der Wertung und dürfte ihre letzte Runde auch noch laufen. Also hing ich mich an sie und gab mein möglichstes sie davon zu überzeugen, wie herrlich sinnfrei ihr Tun sei und das es eine große Ehre wäre, unter der Cutoff Zeit das Ziel zu erreichen. Wir schwiegen. Gaben uns die Hand. Nina biss und kämpfte. Aber sie schaffte es und kam 15min vor Cut off rein und ihre Familie geleitete sie auf ihre letzte Runde.

Unglaublich Toll!!!!

Ich drückte also meine Uhr, mit dem ganzen Hin und Her kam ich auf 37 glückselige Km. Ich habe heute so viele Menschen glücklich gesehen, Menschen die gekämpft haben, Menschen deren Augen leuchteten. Das wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Und nicht zuletzt die unfassbar gute Zeit von Thomas mit 04h41 (-13Minuten zum letzten Jahr) und Frederics klasse 35 km nach so viel Verletzungspech. Das Ultra Debut von Svens Freudin Elli @lauf_lou unter 6 Stunden, der brutal starke Wille von Nina und der grandiose Podiumsplatz von Isabell.

Man muss nicht Ultra laufen um Ultra glücklich zu sein. Heute war ich es. Ein grandioser Tag! Danke und Chapeau Euch Allen!!!

 

 

Sieben Acht Null Fünf

Sieben Acht Null Fünf – die Telefonnummer des örtlichen Taxidienstes, die Pin der Handy Karte, ein Geburtstag?

7805m – Siebentausendachthundertfünf Meter. Ach so! Natürlich!! Es geht um den Westgipfel des 7821m hohen Masherbrum im Himalaja. Logisch. Aber Moment, was hat der Schluppenchris mit hochalpinenen Verrücktheiten zu tun?

RICHTIG! Gar Nichts.

7805m ist die Distanz zwischen dem klassischen Marathon Finish und der ersten Ultra Strecke mit 50km. Natürlich gibt es viele noch viel wahnsinnigere Ultraläufe: 100km, 100Ml, 12h, 24h bis hin zu 6 Tagen. Also sind die 50km doch nur die Bambiniausgabe  eines Ultras. Aber auch den muss man erst einmal zu Ende laufen.

So geschehen am 29.01.16 in Rodgau, bei Frankfurt. Mit Frederic und Thomas aus meiner TRRCRW Laufcrew ging es darum einen 50km Lauf zu überstehen. Übernachtet bei Freunden ging es Samstag morgen zum Start und dem bekannten Prozedere und dem Start um 10:00Uhr. Gelaufen werden seit 17 Jahren 10 Runden á 5km durch Wald und Flur.

Runde 1 – Alles auf Anfang. Man witzelt, hat Spaß, freut sich, dass das Wetter doch noch hält. Kein Regen wie vorab angekündigt.

Runde 2 – Aha, so läuft das also hier. Verpflegungspunkt check. Die Strecke ist ein Rundkurs mit einem 300m Wendepunkt. Ein strategisch aufgestellter DJ kontrolliert sicher auch, ob auch keineR abkürzt. Dann reißt mich eine Fahrradklingel aus meinen Gedanken: der 1. Mann mit Führungsfahrrad überrundet uns. Das Wetter hält.

Runde 3 – Die Schulter fangen an zu schmerzen. Jetzt schon! Ich mache mir ein wenig Sorgen. Wenn die Zickereien jetzt schon losgehen muss ich mir ernsthaft Sorgen machen, ob ich den Tag überstehe. Das Wetter hält.

Runde 4 – keine besonderen Vorkommnisse. So langsam wird es stiller und jeder konzentriert sich auf sein Rennen. Meine Schultern ziehen, ich mache während des Laufens Dehnübungen die mir immer wieder ein paar hundert Meter weiterhelfen. Die Fahrradklingel ist wieder da: Wir werden das zweite Mal vom Führenden überrundet. Kurze Zeit später dann Gebrüll: RECHTS LAUFEN! Die erste Frau holt mich ein. Das Wetter hält.

Runde 5 – Die Schultern nerven aber sonst läuft alles soweit. Ich komme ins Gespräch mit anderen LäuferInnen, auch wegen des besonderen Schuhwerks. Ich muss austreten, lasse meine Crew weiterlaufen. Ich hänge mich an einen der Schnellen, die jetzt mehr und mehr das Feld von hinten aufziehen. Und komme kaum hinterher. Wahnsinn, was die Jungs für ein Tempo laufen. Das Wetter hält.

Runde 6 – Der erste Mann überrundet mich ein drittes Mal. Krank – in positiver Weise. Meine bis dato kontinuierlichen Rundenzeiten bröckeln. Ich muss den ultimativen Traum unter fünf Stunden zu bleiben begraben. Egal. Ankommen war und ist das vorrangige Ziel. An einem Banner des Twitterlauftreff vorbei laufend schreien plötzlich Menschen meinen Namen. Über Twitter eine illustre Gemeinschaft. Real kennt man sich nicht. Freue mich aber über den Zuruf und warte ungeduldig die Runde ab, um in der nächsten Runde Kontakt aufzunehmen. Im Start/ Ziel Bereich gibt der Sieger Interviews, applaudiert und feuert an. 2h: 57min. Streckenrekord. Das Wetter hält.

Runde 7 – Nina (La_Loupina) und Johannes (Werwolftamer) vom Twitterlauftreff jubeln mir zu. Ich halte kurz an, sie schicken mich aber schnell wieder auf die Reise. Dan geht es los. Fange an dem Kopf zu viel Raum zu lassen um meine Maschine mit negativen Gedanken zu überfluten. Es wird schwer. Frederic mein gut gelaunter Crewpartner bekommt den einen oder anderen Spruch ab. Seine Motivation in allen Ehren, aber kann der Typ nicht mal die Klappe halten? Habe aber auch den Tipp eines erfahrenden Ultraläufers im Kopf: Sieh den Schmerz als einen Gast an. Sei freundlich zu ihm und er verschwindet wieder. Und er ist auch wider verschwunden. Das Wetter hält.

Runde 8 – Sagen wir wie es ist: Großer Mist. Die Runden nerven mich. Die Beine nerven mich. Der DJ spielt Queen. Die erste Frau überrundet mich das zweite Mal. Frage mich nach dem Sinn. Quäle mich durch die Kilometer. Ein dunkler Moment.  Das Wetter hält.

Runde 9 – Ich komme durch den Start/ Zielberich, am Twitterlauftreffbanner vorbei und dann geht die die Sonne auf: Nina schmeißt ihre Jacke weg und läuft mit Frederic und mir ein Runde mit. Sie redet und lacht, spornt mich an und gibt mir wieder Energie. Bei KM 42,195 steht ein Marathonschild und ich sage zur Ihr: Mit jedem Schritt bin ich noch nie so weit gelaufen wie jetzt. Wir müssen beide schlucken. Unfassbar. Bei km 44 fängt es an leicht zu regnen. Nina klinkt sich kurz vor dem Durchgang wieder aus.

Runde 10 – Frederic baut mich auf: auf der letzten Runde genießt man, freut sich, bedankt sich bei den Helfern, beim DJ. Aha. Muss ich??? Plötzlich ist Nina wieder da. Ob sie noch Runde mitlaufen dürfe? Warum nicht. Ich versuche Kontenance zu wahren, verstecke mich hinter meiner Brille, bin echt auf. Ich bitte Frederic vorzulaufen und ein paar Fotos von meinem Zieleinlauf zu machen. Im Bereich des vierten Km einer Runde läuft man einen klitzekleinen Anstieg. Die Veranstalter haben dort allerdings eine Maschinerie eingelassen die die Gradzahl bei jedem Durchlauf etwa 5 Grad steiler macht. An mir liegt es doch nicht, das ich hier fast nicht mehr hoch komme. Oben krampft die Wade, ich muss stehen bleiben, kann aber schnell wieder weiter. Kurz vor dem Ziel schickt mich Nina auf die letzten Meter, Frederic empfängt mich euphorisch. Z-I-E-L

Runde 11: – ich bin leer, aber jetzt bin ich ein Ultra. Nach 5h 09min bin ich im Ziel und im Ziel meiner Träume. Ich wollte schon so lange einmal einen Ultra laufen. Endlich habe ich meinen Wunsch erfüllt. Bedanke mich bei Nina, bedanke mich bei Frederic und verkrümel mich aus dem Pulk. Mein Blick wird wässerig vor Glück, vor Erschöpfung.

Keine 24 h nach Zieleinlauf bin ich leer und glücklich. Dauergrinsen ist ein tolles Gefühl.

Planspiel 2016

Das vierte Quartal 2015 ist bei mir ja so ziemlich den Bach ´runter gegangen. Mein Wunsch war es in Berlin eine neue PB zu laufen und den Schwung für den Herbstwaldlauf in Bottrop am 06.11.2015 zu nutzen um mich erstmals in meinem bescheidenen Läufer Dasein an die 50k zu wagen. Daraus wird nichts. Leider hatte ich Frederic aus meiner Laufcrew trrcrw zu diesem Lauf angefixt. Jetzt muss er alleine laufen. Aber bei dem Jungen bin ich mir so sicher das er das rockt!!! Fantastisch wie sich Frederic in diesem Jahr entwickelt hat.

Das Jahr 2016 hat so manche läuferischen Höhepunkte zu bieten, ich versuche all das hier zu verwirklichen, vielleicht kommt noch etwas ganz anderes hinzu, vielleicht lass ich etwas weg. Die Gesundheit muss mitspielen, die Laune und nicht zuletzt das soziale Nahfeld, sprich meine Frau die mir bei meinen Schandtaten bisher immer den Rücken gestärkt und mich so wunderbar supportet hat. DANKE DIR!!!!

Erste Haltestelle 2016 ist der Kevlaer Marathon am 10.01.2016. Dieser Lauf dient einzig und allein dazu, mich die letzten verbliebenen Wochen des Jahres 2015 zu motivieren und wieder in die Spur zu kommen. Vielmehr soll dieser Lauf ein abwechslungsreicher Longjog für Rodgau50  werden. Am 30.01.2016 versuche ich also einen ernuten Angriff auf die 50K und mit den Bekloppten des Twitterlauftreffs werde ich das schon schaukeln.

Weiter geht es mit einer zumindest angemeldeten Altlast: Am 12.03.2016 findet in Münster ein 6h Lauf statt. Mein Plan war es, gut gelaunt in das Jahr 2016 zu starten und diesen Run “Gag”-Lauf mitzunehmen. Da es ein klitzekleiner Rundkurs ist habe ich mich noch nicht  entschieden, ob ich pro Stunde nur eine Runde oder doch mehr… 😉

Dann kommt mein Herzens Highlight schlechthin: Am 20.03.2016 findet der Venloop statt, bei dem meine Crew und ich hoffentlich  das allererste Mal zusammen alle zusammen starten und laufen werden. Gänsehaut pur für mich, die Truppe ist echt was besonderes. Ihr Lieben, ich freu mich!!!!

Ein toller und rassend schnell ausverkaufter Naturlauf steht am letzten April-Sonntag an: am 24.04.2016 findet der Hermannslauf statt. Eine tolle Strecke vom Hermannsdenkmal über den Hermannswanderweg zur Sparrenburg nach Bielefeld. Empfehlenswert!!!

Weiter geht es mit einem krassen Ding am 18.06.2016: dem Zugspitz Ultra Trail ZUT. Ich will mich am Basetrail XL versuchen, der ultimativen Anfix Variante. Sollte ich diesen Spaß irgendwie überstehen, geht die Fokussierung auf ein weiteres mehr als emotionales Highlight am

25.09.2016, dem Berlin Marathon. Dazu ist wohl alles gesagt worden.

…to be continued