Ich bin dann auch mal weg

Dokumentationen, Selbsterfahrungsbücher, sogar Kinofilme um und über Pilgerreisen liegen voll im Trend. Warum also nicht aufspringen auf den Pilgerzug und den Selbstfindungstrip mit einem schönen langen Lauf verbinden…?

Am 10.01. klingelte mich der Wecker um 05:00Uhr aus dem Bett. Man macht das so als Pilger! Meine Reise sollte ins niederrheinische Kevelaer gehen.

-Kevelaer ist einer der größten Pilgerorte in Nordwest Europa. Über 1 Millionen Gläubige kommen jedes Jahr. 1641 soll ein einfacher Handelsmann eine Stimme gehört haben, die ihm sagte er solle an dieser Stelle eine Kapelle bauen usw…-

Durch strömenden Regen und Aquaplaning ging es los. Ob der Herr Gott noch ein Einsehen für mich hat? Laufen bei Regen ist nichts, was man sich wünscht. Vielleicht sollte es auch ein Zeichen sein umzukehren. Dann wären ja die Startgebühren verbrannt, aber das will Gott sicher auch nicht.

In Essen habe ich mich mit Freunden, Frederic aus meiner Laufcrew und seinem Kumpel Joerg, getroffen und zu dritt ging es weiter.

Kurz vor Kevelaer riss der Himmel auf. Blauer Himmel, Sonne und die ein oder andere Borussia Mönchengladbach Fahne. Why not… Gott – wir sind im Spiel!

Etwas außerhalb des Stadtzentrums sollte der 14. Kevelaer Marathon stattfinden. Am Sportplatz angekommen konnte man viele  Läufer und Läuferinnen  antreffen, die ihr Seelenheil bei der Startnummernausgabe suchten. Der Veranstalter verkündete einen Teilnehmerrekord und pünktlich eine viertel Stunde verspätet machte sich der gut 500 Personen zählende Pilgertross um 10:15 Uhr auf die Reise. Es sollten 7x 6km und 195m auf dem DLV vermessenen “Kreuzweg”  abgelaufen werden.

Auch für mich. Ich suchte meinen Weg in einer etwas langsameren Gruppe, sollte der Marathon eher als Longjog gewertet werden. Ende Januar soll doch mein erster Ultra im Laufwalfahrtsort Rodgau stattfinden. Das möchte ich nicht “versemmeln”. Auch da wird es nur um das Ankommen gehen, nicht um Bestzeitenjagd.

Das Wetter war wirklich toll, Sonne, blauer Himmel ohne eine Wolke bei +7 Grad. Leider zog der Wind ordentlich über den Niederrhein. Gefühlt 3km mit Wind und 3km Gegenwind machten keinen Spaß und zerrten an den Nerven der TeilnehmerInnen.

Viele Dauerpilger waren bei dieser kleinen super freundlichen und familiären Selbstfindung unterwegs. Es wurde gelacht, gefrotzelt, gefreut über das Wiedersehen und angespornt. Wenn man viele dieser “Ultralauf Opas und Omas” so sieht, wie fit und vital sie sind, ist das ein wunderbarer Anreiz auch einmal so positiv gestimmt in diesen Lebensabschnitt zu kommen. Wirklich klasse!!!

Mit der fünften Runde meldete sich auch mein Kopf endlich zu Wort, der wiederum den ganzen Quatsch irgendwie doof fand und doch für Abbruch plädierte. Nein! Nein! Nein! Pilgern bzw. laufen soll kein Zuckerschlecken sein. Um sich zu finden und seinen Horizont zu erweitern muss man auch mal die Komfortzone verlassen. So habe ich mich durch die Runden gelaufen, hatte meine Freude am Überunden und mein Leid durch schnellere Läufer, die mich überrundet haben und kurzfristig zweifeln ließen, ob ich nicht doch das Schlusslicht sei. Vielleicht hat mir auch die Cola und das freundliche Wort am VP1 immer wieder einen kleinen Schub gegeben.  Ich machte mein Ding. Und so geschah doch noch ein kleines Wunder: kurz vor dem Ziel erwartete mich Frederic aus meiner TRRCRW Laufcrew lachend und lief die letzten 200m mit mir ins Ziel. Ein wirklich toller Moment. Das ist wahrer Crew Spirit. Halleluja! DANKE DIR FREDO!!!!

Im Ziel wurde mir von einem vielleicht 6 jährigen Mädchen mit den leisen süßen Worten “Herzlichen Glückwunsch” die Medaille umgehängt. Ich hätte fast auf die Knie gehen müssen. Toll!

Wir feierten uns noch kurz selbst, zogen uns um und fuhren gut gelaunt heim!

Pilgerreisenfazit: Eine Reise in einen Walfahrtsort kann sich dann lohnen, wenn dort das Opferfest des Gottes Marathon abgehalten wird. Und gerade in diesen kleinen Veranstaltungen kann man sein Seelenheil finden. Nicht unbedingt müssen es 12.000 oder sogar 40.000 Starter sein. Gerade ländliche Veranstaltungen haben ihren Charme. Das habe ich gelernt. Und ich habe für mich mitgenommen, dass eine gewisse Entspanntheit mit dem Umgang von Zielzeiten den läuferischen Genuss erhöhen können. Sicher setzt man sich DAS Saisonziel und Highlight. Berlin wird meines sein. Weiterhin möchte ich werden wie die Ultra Opas. Mit eigentlich nicht laufbaren Hüft-, Fuß- und Haltungsschäden so glücklich und fit sein. Wer will das nicht!

Kevelaer, ich komme wieder. Bestimmt!

 

Planspiel 2016

Das vierte Quartal 2015 ist bei mir ja so ziemlich den Bach ´runter gegangen. Mein Wunsch war es in Berlin eine neue PB zu laufen und den Schwung für den Herbstwaldlauf in Bottrop am 06.11.2015 zu nutzen um mich erstmals in meinem bescheidenen Läufer Dasein an die 50k zu wagen. Daraus wird nichts. Leider hatte ich Frederic aus meiner Laufcrew trrcrw zu diesem Lauf angefixt. Jetzt muss er alleine laufen. Aber bei dem Jungen bin ich mir so sicher das er das rockt!!! Fantastisch wie sich Frederic in diesem Jahr entwickelt hat.

Das Jahr 2016 hat so manche läuferischen Höhepunkte zu bieten, ich versuche all das hier zu verwirklichen, vielleicht kommt noch etwas ganz anderes hinzu, vielleicht lass ich etwas weg. Die Gesundheit muss mitspielen, die Laune und nicht zuletzt das soziale Nahfeld, sprich meine Frau die mir bei meinen Schandtaten bisher immer den Rücken gestärkt und mich so wunderbar supportet hat. DANKE DIR!!!!

Erste Haltestelle 2016 ist der Kevlaer Marathon am 10.01.2016. Dieser Lauf dient einzig und allein dazu, mich die letzten verbliebenen Wochen des Jahres 2015 zu motivieren und wieder in die Spur zu kommen. Vielmehr soll dieser Lauf ein abwechslungsreicher Longjog für Rodgau50  werden. Am 30.01.2016 versuche ich also einen ernuten Angriff auf die 50K und mit den Bekloppten des Twitterlauftreffs werde ich das schon schaukeln.

Weiter geht es mit einer zumindest angemeldeten Altlast: Am 12.03.2016 findet in Münster ein 6h Lauf statt. Mein Plan war es, gut gelaunt in das Jahr 2016 zu starten und diesen Run “Gag”-Lauf mitzunehmen. Da es ein klitzekleiner Rundkurs ist habe ich mich noch nicht  entschieden, ob ich pro Stunde nur eine Runde oder doch mehr… 😉

Dann kommt mein Herzens Highlight schlechthin: Am 20.03.2016 findet der Venloop statt, bei dem meine Crew und ich hoffentlich  das allererste Mal zusammen alle zusammen starten und laufen werden. Gänsehaut pur für mich, die Truppe ist echt was besonderes. Ihr Lieben, ich freu mich!!!!

Ein toller und rassend schnell ausverkaufter Naturlauf steht am letzten April-Sonntag an: am 24.04.2016 findet der Hermannslauf statt. Eine tolle Strecke vom Hermannsdenkmal über den Hermannswanderweg zur Sparrenburg nach Bielefeld. Empfehlenswert!!!

Weiter geht es mit einem krassen Ding am 18.06.2016: dem Zugspitz Ultra Trail ZUT. Ich will mich am Basetrail XL versuchen, der ultimativen Anfix Variante. Sollte ich diesen Spaß irgendwie überstehen, geht die Fokussierung auf ein weiteres mehr als emotionales Highlight am

25.09.2016, dem Berlin Marathon. Dazu ist wohl alles gesagt worden.

…to be continued

Berlin Marathon 2015 – einmal anders

Nachdem mein Berlin Marathon Plan 2015 zehn Tage zuvor wegen eines während der Arbeit erlittenen Muskelfasserrisses geplatzt war gab es zwei genau zwei Möglichkeiten: entweder den Kopf in den Sand stecken, die Pastaparty mit den Twitterbekanntschaften sausen lassen, traurig vor dem Fernseher sitzen oder:

Kopf hoch, hin fahren, alles mitnehmen was geht. Glücklich sein. Also “Ab dafür”!!!!

Aber eines nach dem Anderen.

FREITAG – Die Hinfahrt nach Berlin belastete die Nerven, Freitag nachmittag, mehrmals im Stau Zeit verloren. Erstes Highlight: eine kultige Berliner Currywurst bei der Stammbude. Die es dann aber nicht mehr gab. Statt dessen eine hippe Bio Bude mit Bio Currywurst, Bio Pommes, Bio Bier. Lecker war es- aber es war nicht die dunkle schmierige Bude, auf die ich mich gefreut hatte.

SAMSTAG – warum auch immer hatte die Gästepension in der ich war kein Frühstück. Also gab es bei einem der unzähligen Bäcker ein hervorragendes Frühstück, draußen in der Sonne sitzend mit den letzten Wespen der Saison. Ein Blick nach rechts und links verriert: Berlin ist im Marathonfieber. Bunte Laufschuhe, Hightech Uhren, Sportequipment welches ausgeführt werden wollte.

Und ab zur Messe: der ehemalige Flughafen Tempelhof bot sich in der Stadt wie Berlin dafür an, die Laufverrückten aus allen Herren Ländern aufzunehmen und mit den neuesten Kreationen auszustatten. Tempelhof1Auf dieser Messe hatte ich dann auch das erste Mal realen Kontakt zur Twitterwelt. Hinter den Nicks gpway, laufwelt und laufgazelle stehen liebe Menschen die mir sofort sympatisch waren. Man ist seinem Element über Twitter, Laufen und Gott und die Welt zu sprechen. Weiter ging es durch die Hallen. Auch unbekanntere Hersteller bietet die Messe eine Chance sich zu präsentieren.  Zwischenzeitlich kurz einen Tweet abgesetzt ob vielleicht weitere Twitterer auf der Messe zu finden wären. Und tatsächlich: auch GUracell, Pep909 und Matthias_Kunz habe ich dort das erste Mal getroffen. Draußen auf dem ehemaligen Roll In in der Sonne stehend, fachsimpelnd über das Große Ganze.

Am Nachmittg ging es dann noch zu einer Spezialaufgabe. Ich fuhr zu einer Hotellobby um quasi “konspirativ” einen weiteren Twitterer, den alpinextreme dort zu treffen. Ich hatte mich angeboten ihn auf Wunsch bei seinem sportlichen Höhepunkt ein kleines Stück weit zu unterstützen und ihm am Sonntag bei km35 ein in einer Getränkeflasche aufgelöstes Gel zu reichen. Sein Ziel war es unter der magischen 2h 30min zu bleiben. Ein Großes Hallo in der Lobby, Matthias_Kunz war auch wieder dabei. Matthias selbst erst vor 5 Wochen mit einem Muskelfaserriss ausgeknockt wollte am Sonntag “auf Ankommen” laufen. Sein Start war bis 96h vor Startschuss nicht sicher.

ich-alpin-kunz

Abends mein größtes Highlight und einer der Hauptgründe überhaupt nach Berlin gefahren zu sein: Die #Twitterlauftreff Pastaparty bei einem örtlichen Italiener stand an. Ein Gefühl aus mehrfachem Blinddate erfasst uns. Viele kennen sich nur von Twitter, manche hatten sich das erste Mal auf der Messe getroffen, andere kannten sich schon länger. So treffen sich also SunnysideNina, BeetleBibi, Runingmunich, Roha1087, XUSunni, Endurange, SaschaReetz, Pitztrailinchen, Matthias_Kunz, GUracell, Buechse67, SvnKswttr, FrauLangstrumpf, Teho, reiserad, Pep909, Shorcamp, und thorstenfirlus. Sollte ich jemanden vergessen haben, bitte ich dieses zu entschuldigen. Meldet euch, ich ändere das… Es ging natürlich ums Laufen, Laufen und ums Laufen. Und um eine kleine österreichische Süßspeise, die sog. Manner Schnitte. Dieses kleine Knusperstückchen hat sich im Laufe der Zeit zu einem propatem Dopingmittel gegen Laufmüdigkeit, Depressionen, Hungergefühl und Versagensängste entwickelt.  Aus einem Gag heraus wurde die “Taskforce des guten Geschmacks” die #Mannerarmy gegründet. 10 Bekloppte die mit Laufshirts von Manner ausstaffiert wurden um durch Berlin zu laufen. Ein rosafarbenes Shirt mit blauem M auf der Brust. Ein textiles Grauen – Stolz gehöre auch Ich dazu. SaschaReetz hatte in geheimer Mission seine Fühler zu Manner ausgestreckt und ein besonderes Leckerechen für all die Laufverrückten mitgebracht. 6kg! allerfeinster österreichischer Gebäcktradition ließ die Herzen aller höher schlagen.

Manger2

Die Mannerarmy im Rausch

DANKE MANNER FÜR EUREN SUPPORT!!!

SONNTAG Raceday – Da ich ja nun mal kein aktiv Beteiligter bei diesem Lauf bin, ging der Wecker erst um 08:00 Uhr. Viel später als die sicher vielfach gecheckten Handywecker aller Laufverrückten, die zu dem Zeitpunkt sicherlich schon nervös in ihren Startbereichen hin- und her hibbelten. Mein Wunsch war all die Spitzenläufer einmal real zu sehen – in ihren Manner Laufshirts. Natürlich auch die Kenianer und deutsche Topathleten. Los ging es mit dem Top Kenianer Kipchoge und seinen “Wunderschuhen”.Kipchoge1 und dann kam mein Job: Die Flaschenübergabe an alpinextreme. Ich war doch etwas nervös in meiner neuen Aufgabe. Aber es ist alles super abgelaufen.Flasche1Flasche2 Aufregung Pur!

Per App konnte ich wenig später wirklich erleben das er seinen sportlichen Traum endlich wahr gemacht hatte und mit 2h: 29min: 32sek gefinisht hatte. Phantastisch!!!  Die Läufermassen wurden mehr und mehr und es wurde immer schwerer überhaupt jemanden auszumachen. Und doch: Auch hier bewirkte das Manner Shirt wieder Wunder.

Endurange Hier der Endurange an km35. Dieses Shirt. Dieser Mann… Wenig später tauchten dann SaschaReetz (29120) und Matthias_Kunz (20841) auf. Für Sascha war es sein Marathondebüt, für Matthias eine Aufgabe des Durchkommens.  Als überaus fairer Sportsmann half Matthias Sascha durch seinen Lauf.Sascha und Mat

Aber der gemeine Schweizer zeigt sich mit Humor: wenn schon nicht auf PB laufen dann wenigstens mit Spaß. Und Stil.

Und noch einen habe ich entdecken können: Buechse67, der sich durch Berlin quälte.Buechse

Es gab keine Ausfälle zu verzeichnen, alle o.g .Twitterer haben gefinisht und ein unglaubliches Abenteuer erlebt. Und soweit ich weiß auch alle anderen des #Twitterlauftreffs.

Auch ich habe dieses tolle Wochenende genossen. Mit allen Highlights, den tollen Menschen die ich kennen lernen durfte, dem Spaß untereinander, dem Wetter. Ich habe meinen Frieden mit dem Berlin Marathon 2015 geschlossen. Und ganz bestimmt: ich komme wieder!

DANK(E) EUCH!!

PS.  – Auf dem Rückweg noch ein letztes tolles Erlebnis: es wurde das Shirt gezückt, gehupt und gelacht. Irgendwo auf der Autobahn A2…MannerAlle Bilder (c) schluppenchris, Lobbybild (c) Matthias Kunz