Der rodGaU – Der richtig ordentlich durchkommen, Gas aufdrehen Ultra 2018

Und Zack, wieder ein Jahr herum. Das ist jetzt schon das dritte Mal, das ich über Rodgau schreibe. 2016 gefinisht auf Ankommen mit 5h 09min, 2017 alle möglichen lieben Leute supportet, insgesamt 37km mal hier mal da gelaufen. Nun sollte der Fokus 2018 wieder auf mich und meinen Lauf stehen. 

Wann mir genau der Gedanke kam, mich auf eine bessere Zeit zu konzentrieren, weiß ich nicht nicht mehr genau. Doch die ersten Erinnerungen dazu habe ich zum Tetraeder Treppenlauf September 2017 in Bottrop, wo ich meinem Laufbuddy Christian @trailtiger davon berichtete. 

Und so studierte ich diverse Ultra Laufpläne, kopierte, formulierte – aber so recht war nichts dabei, was mir recht war. Also schmiedete ich meinen eigenen Plan: Sonntag langsam und lang, Dienstag zügig bis 20km, Donnerstag Intervalle im Stadion, Samstag Lauf ABC und eine kleine Runde hinten dran. Dazu ein paar Stabiübungen während des Zähneputzens und Meditation um mich auf das Ziel zu konzentrieren. Als wichtige Stütze und “Mentaltrainer” holte ich mir Matthias Kunz @derJubelnde (Marathon 2h41min) mit ins Boot, den ich immer wieder fragen konnte und der mir auf seine charmante Art und Weise Ratschläge gab oder mir mit einem Lächeln antwortete.

Im Laufe des Trainings zeigte sich, dass eine Einlaufzeit von 04h30 drin sitzen könnte. Doch da ich meine Hausaufgaben immer fleißig machte – mal wieder den aller größten Dank an meine Frau, die mich hat Sonntag morgens um 04 Uhr 30 aufstehen und laufen lassen und nicht derweil das Schloss der Haustür wechselte – spürte ich, dass auch eine 04h25 oder sogar 04h20 drin sitzen könnte. Und insgeheim spielte ich mit der 04h15, sagte aber keinem mehr was davon, man will ja nicht größenwahnsinnig werden.

Das Rodgau Wochenende war da: Der Trailtiger, Nina und ich übernachteten wie jedes Jahr bei Freunden in einer Nachbargemeinde, fuhren Freitag Abend zur #twitterlauftreff Pastaparty, um viele alte und wieder neue Gesichter zu treffen, zu lachen und zu fachsimpeln. Das ist eines DER Gründe nach Rodgau zu fahren und sicher nicht 10 Runden auf einer an sich langweiligen Laufstrecke zu absolvieren.

Am Morgen fuhren der Trailtiger und ich dann nach Rodgau, die Startnummern abholen und das #twitterlauftreff Basecamp aufzubauen. Ich hektisch, er ruhig. Wir passen sehr gut zusammen 🙂

Schon während des Einreihens in den Startblock verlor ich Christian, traf dafür Gunter @GUracell und Bert @Trailgrip. Freudige Aufregung, dann der Startschuss und wie so oft hingen wir im Verkehr fest. (Memo an mich: man muss einfach mehr Mumm haben und sich weiter vorne einreihen). 

So verlief die erste Runde etwas holprig mit vielen Stop and Gos, in der zweiten Runde hatten wir uns etwas freigestrampelt und auch der Trailtiger fand sich ein. Die Herren GU und Tiger wollten es wohl wissen und so ließ sich Bert schnell zurückfallen. ich blieb tapfer dran. 

In Runde 4 und 5 gab es keine besonderen Vorkommnisse, an die ich mich en detail erinnere.

In Runde 6 zündeten dann Christian und Gunter ihre Geheimwaffe. Worauf mich niemand vorbereitet hatte und mir mental zusetzte war die Tatsache, dass die beiden anfingen sich ultraflache- und schlechte Kanibalenwitze zu erzählen. Darauf konnte ich einfach nicht wechseln, beide lachten, ich war mal wieder genervt. Ich ließ mich etwas zurückfallen, blieb aber in Sichtweite und ließ sie  ca 30m vor mir laufen.

In der siebten Runde zog Christian dann einer programmierten Maschine gleich seine 5nMin. Runde, Gunter ließ sich am Verpflegungspunkt hinter mir zurück fallen und so war ich mit mir alleine und kämpfte mich durch die Runden. Mein Mantra war eine Ausspruch von Geordie @vienarunning: Wenn es nicht weh tät, könnte es ja jeder.  Ja dann…

Die Oberschenkel machten zu und die linke Wade meldete ein Fröhliches: “Noch einen Schritt schneller und ich bekomme einen Krampf. Noch einen Schritt schneller und ich bekomme einen Krampf. Noch einen Schritt …” JAHAAA, ich hab es verstanden. “Noch einen Sch..!” HALT ENDLICH DIE KLAPPE!!! 

Mein Kopf hatte endlich wieder was zu tun. So biss und kämpfte ich mich durch die Runde acht.

Runde 9 bei Km42 folgender kleiner Dialog:

Körper “Klasse, dann sind wir ja gleich fertig.”

Kopf: “Hä? Wieso?”

Körper: “Wir laufen doch einen Marathon!” 

Kopf: “Wer sagt denn sowas? Wir laufen hier Ultra, also 50km. Nicht 42,195km!”

Körper: “Nö, davon weiß ich nichts, also ich bleibe an der Marathonmarkierung einfach stehen. Das reicht mir für heute…”

Kopf: “Wenn Ihr das macht, dann ist aber wirklich was los hier!!!”

Körper nörgelt…

So ungefähr waren die Gespräche in mir. Alle Übungen vorab, ich sollte an etwas schönes denken, ich sollte ruhig atmen, ich sollte an nichts denken verpufften in den kleinen Spielchen in mir.

Ich war dankbar, als endlich die letzte Runde anbrach, konnte mich gedanklich vom VP, von den DJs und der Strecke verabschieden. Und so rumpelte ich nach 04h 20min 05sek ins Ziel.

MEIN PLAN WAR AUFGEGANGEN. MEGA GLÜCKLICH UND ZUFRIEDEN!!!!!!!

Vollkommen k.o. lehnte ich mich an einen Baumstumpf, kurze Zeit später hörte ich auch schon wieder die sorgsame und vertraute Stimme von Christian, der mir eine Decke reichte und einfach nur da war. TIGER, du bist der Größte. Danke dafür!!!! 

Im Nachhinein ist man ja immer schlauer: die 5 sek nerven mich ein bisschen: 1 mal  Pipi machen weniger, ein Becher Cola weniger nachschenken, die bescheuerten Gels, die nicht aus der Tasche kamen und für die ich stehen bleiben musste, der zu eng geschnürte rechte Schuh, den ich nachschnüren musste, gedankenlose Bummelei, der Stau zu Anfang. Irgendwo habe ich diese blöden 5-6 sek verloren, sonst hätte ich eine 4h:19min:59sek. Damit muss ich leben. Ärgern tut es mich trotzdem… 

UND DOCH: ICH BIN STOLZ WIE BOLLE.  Das kann und das schafft nicht jeder. Alles richtig gemacht! Dauergrinsemodus ist aktiviert.

Tschüss, bis nächstes Jahr mein Rodgau…

 

Epliog 1:

Whats App Dialog zwischen Matthias Kunz (MK) und mir:

MK: “Suuuuuper! ich freue mich soooo sehr für dich 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 :-)”

Ich: “Danke Dir. Es war brutal. ich habe nichts von dem angewendet was du mir gesagt hast. Alles vergessen!”

MK: “So geht es mir auch immer ;-)”

 

Epilog 2

Isabell @Laufspatz ist letztes Jahr 4h21min gelaufen und ich sagte ihr, das wäre ja unmenschlich. Keiner könnte das. Tja… Dieses Jahr ist sie 3h53min gelaufen. Und das ist ja unmenschlich. Keiner kann das!

 

 

6 commentaires sur “Der rodGaU – Der richtig ordentlich durchkommen, Gas aufdrehen Ultra 2018

  1. Pingback: Mein 50km Ultramarathon Rodgau 2018 - der #rodgau50

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