Mein #WHEW100

Eigentlich könnte ich jeden Blog Eintrag mit einem: “worauf habe ich mich jetzt wieder eingelassen…” beginnen. Doch dieses Mal ist es wirklich so. Worauf hab eich mich also jetzt wieder eingelassen?

Das es diesen 100km Lauf rund um Wuppertal gibt, wusste ich schon einige Jahre. Doch angefixt hat er mich nie. Hallo Bauchgefühl… Doch nachdem die liebe Kati @runandk ihren 100km Startplatz Anfang März abgeben wollte, habe ich diesen kurzfristig übernommen.

Meine Ultra Vorbereitungen für dieses Jahr waren bis dato nicht wirklich vorhanden, im Januar hatte ich zwar mein eigenes #RUNTZEE Spiel erfolgreich abgeschlossen, im Februar einen 50k Lauf im Teutoburger Wald mit reichlich Höhenmetern absolviert, im März dann den #SCHLEUM, also den 50km Ultra #SCHLEM in der Einfahrt, aber das war es dann auch schon.

Um auf Strecken zu kommen bin ich zwei Samstage morgens und abends gelaufen um auf 50km zu kommen und einmal den Pilgerweg durchs Münsterland bis zum Dortmunder Hauptbahnhof mit 58km. Alles andere waren kürzere, selten eher längere Streak Distanzen. Die Wochenumfänge waren regelmäßig über 75km. Mein Laufkumpel Thomas @lennetaler sagte einmal: “wer 100km in einer Woche laufen kann, der kann auch 100km an einem Tag”. Aha. Und wer “nur” 75 kann…? Ich hatte mir also was anständiges vorgenommen.

Da ich zur selben Zeit, wo das eigentliche Tapering sein sollte, auch noch umgezogen bin, blieb vor dem Lauf keine Zeit sich verrückt zu machen. Manchmal machte ich mich damit verrückt, das ich mich nicht verrückt machte. So ruhig und entspannt war ich selten. Es sollte einfach so kommen. Der einzige Plan war, genug Geld dabei zu haben um aus jedem Streckenteil mit dem Taxi heimzukommen.

Mittwoch: mir fällt auf, das ich zwischen all den Umzugssachen mal mein Laufequipment zusammen suchen sollte und mich auf den Ultra vorbereiten sollte. Von Nervosität keine Spur…

Donnerstag: ich kaufe mir für die Fahrt noch einige Flaschen Wasser und ausnahmsweise eine Dose Redbull Cola, die ich auf dem Lauf mitführen will. Abends lege ich meine Sachen raus und schmeiße sie etwas lieblos in zwei Pappkartons. Und die Nervosität? Nur wenig mehr als am Vortag.

Freitag: ich fahre nachmittags nach Wuppertal, stelle unterwegs fest, das ich mein Portemonnaie im Job liegen hab lassen. Es ärgert mich, aber ich hoffe auf das Wohlwollen meiner Laufkameraden. In Wuppertal will ich in meinem Firmen Lieferwagen an Start und Ziel schlafen und morgens dann frisch und munter zum Start gehen. Derweil hat sich Kumpel Sven @svnkswttr im B&B in Wuppertal etwa 3km vom Start einquartiert. Wir treffen uns am Hotel, ich entscheide mich kurzfristig um und übernehme Svens Doppelbettzimmer Seite. Das machen dem super lustigen Rezeptionisten klar, dessen heimat irgendwo zwischen Tunesien und Sri Lanka ist. Ob wir um 07:30 Uhr Frühstück haben wollen, fragt er uns. Sven meint lapidar: da wären wir schon lange am laufen, wir würden schließlich gegen 04:30 Uhr aufstehen. Wie weit wir laufen würden fragte der Gute uns. Sven trocken: “100km”. Man sah sein Gehirn kurz aufflackern, dann einen System Neustart, ein tiefes durchatmen. Sodann wollte er unbedingt ein Foto von uns machen und am besten nach dem Lauf auch noch eines. Er selbst wäre nicht da, aber seine Kollegin, die würde es dann machen und ihm weiterleiten. Ein wirklich lustigen und freundlichen Menschen hat B&B dort gefunden… – Sven und ich sind noch was essen gegangen und legten gegen 22:00 die letzten Sachen raus.

Samstag: das Hotelfenster geht nach vorn zu einer stark befahrenen Straße heraus und nachdem ich endlich eingeschlafen war, weil Sven meinte den letzten Rest Hambacher Forst abzusägen, wurde ich schon wieder wach von diesem Geräusch, wenn Autos durch Regen auf nassen Straßen fahren. Wir frühstückten ausgiebig unser Mitgebrachtes im Snackbar Bereich des Hotels, tranken mehrere Becher Automatenkaffee, flaxten herum und wurden gegen 06:00 Uhr von Marina und Elzo (einem niederländischen Luna Sandals Läufer abgeholt). Gegen 06:20 Uhr waren wir dann am

Start: Pünktlich um 07:00 Uhr fiel der Startschuss zum 100 km Lauf und neben diversen Run&Bike Manschaften waren auch 12 Lastenbikes mit cooler lauter Musik im Pulk und verbreiteten Stimmung. Das Feld zog sich nur langsam auseinander und Marina und ich hatten uns vorgenommen zusammen zu laufen.

Nach ca. 15km wurde Marina wegen gesundheitlicher Wehwehchen stiller und grantelte kurz fast unmerklich neben mir. Es würde ein hartes Stück Arbeit für sie heute werden, das war klar… Das Wetter zeigte sich derweil abwechslungsreich mit Sonne, Hagel, Regen und ein paar Schneeflocken.

Bei km 25 wollte Marina, das ich vorlaufe, sie könne das Tempo nicht so wie gewünscht mitgehen, ich aber blieb bei ihr. Ich sagte ihr, sie müsse schon böse werden und mich wegschicken, sonst würde ich bleiben. Wir laufen zusammen, so das Credo.

Km 35 Marina steckt sich ihre Musik in die Ohren und läuft stillschweigend neben mir her. Sie beißt.

Bei etwa km 40 laufen wir auf einen älteren Herren mit Radbegleitung auf, der seinen rechten Arm die ganze Zeit über hängen lässt und nur mit dem linken Arm die typische Bewegung macht. Ich schaue mir das einige hundert Meter an und traue mich dann doch ihn zu fragen. Das schöne ist ja, das beim laufen alle gleich sind und wir duzen uns. Und dann erklärt er mir:

Er hatte vor neun Jahren einen schweren Unfall, ist auf seine Schulter gefallen und die Nervenstränge seines rechten Arms seien abgetrennt worden. So hätte er nun auch keine Steuerungsmöglichkeit dieses Arms mehr. Er habe sich geschämt dafür, immer mehr eingeigelt, wäre immer dicker geworden und hätte auch geraucht. Vor sechs Jahren dann, wäre er mit dem Laufen angefangen, hätte sich langsam aus der Dunkelheit heraus gezogen, immer wieder überaus positves Feedback aus der Laufwelt bekommen und somit mehr und mehr Selbstvertrauen. Er erzählte weiter, das er mittlerweile diverse Marathons in Europa gefinisht hätte und er wäre bei seinem 100km Debüt heute immer noch auf PB Kurs – und lachte.
Sein mitradelnder Freund!!! hatte ihm beim letzten VP aus Spaß ein Stück Schokolade in die Hand gegeben, es war ihm aber nicht möglich diese winzig kleine Last anzuheben. Da musste auch ich ein paar Mal schlucken. Ich zollte ihm meinen aller allerhöchsten Respekt, sagte ihm, das ich ihn nun als Vorbild nehmen würde, wenn es bei dem Lauf schwer werden sollte und wir liefen langsam an ihm vorbei…

Puh!!!

Und eigentlich kann ich jetzt meine wortfüllende WHEW Story abschließen, denn das ist eh nicht mehr zu toppen! Das hat mir gezeigt, das man immer wieder auf unfassbare tolle Schicksale bei diesen Läufen stößt, das ich mich nicht so anstellen sollte, wenn es mal nicht (schneller) geht (in meinem Leben) und so schließe ich mit den Worten: Sven hat gefinisht, Marina hat mich bei km 50 weggeschickt, ich selbst bin gut durchgekommen, sie hat sich bis ins Ziel durchgebissen und kam etwa 50min später ins Ziel. Und der Rezeptionist bekam noch sein Foto…

Ich ziehe meinen Hut vor diesen Menschen, die ihr Schicksal in die Hand nehmen, sich aus dem tiefsten persönlichen Loch heraus ziehen und aus eigener Kraft anfangen ihr Leben neu zu sortieren.

Ich wünsche mir und ich wünsche euch, das wir die Kraft haben und finden werden uns aus dem Sumpf des Lebens heraus zu ziehen und so straight das neue Ziel zu verfolgen, wie der ältere Herr, von dem ich leider weder Namen noch Startnummer habe. Hoffentlich denke ich an ihn, wenn es mir mal dreckig geht.

Danken möchte: Sven für seine Gastfreundschaft im Hotel und seine lockere Art – Marina, die mir mal wieder gezeigt hat, was der Körper kann, wenn der Kopf will – Kati, die mich mit Fred im Ziel so herzlich empfangen hat – den 12 Soundbike Kapitänen für die unentwegt gute Stimmung – allen Helfern an den VPs, die den ganzen Tag bei Wind und Wetter für uns da waren und natürlich Guido dem Veranstalter.

Und für alle die, sich auf einen langen detaillierten Laufbericht gefreut haben, tut es mir leid. Vielleicht beim nächsten Mal. Passt auf euch und denkt an den älteren Herrn vom WHEW, wenn es mal gerade nicht so geht wie ihr wollt…

Glück auf!

Round and round and round

Es war also wieder soweit: nach meinem erfolgreichen Einstand 2016 bin ich auch dieses Jahr der Einladung von Chef Organisator Christian Pflügler nachgekommen mich an den 6h in Münster zu versuchen. Kleiner Nebeneffekt der diesjährigen Ausgabe: es war die offizielle deutsche Meisterschaft im 6h Lauf. Ha! Und ich mitten drin…

Samstag morgen bin ich also zeitig Richtung Münster gefahren, etwas außerhalb auf einem (ehemaligen?) Kasernengelände sollte der Lauf stattfinden. Ein Rundkurs von 5085m hieß es so oft wie möglich zu bewältigen. Die Organisation der Startnummernausgabe war reibungslos und ich holte auch die Nummer für mein mitlaufendes Crewmitglied Thomas @running-podcast ab und wir trafen uns etwas später zum Plausch am Parkplatz.

Ich muss mir kurz Luft verschaffen: da kommen Ultras aus Nah und Fern zu einem 6h Lauf, jammern, das die Startnummernausgabe so schrecklich weit abseits liegt und das die Wege so weit sind. Hand -> Kopf.

Davon unbeirrt genossen Thomas und ich den Trubel und freuten uns auf einen wunderbaren Tag. Die Sonne lachte von einem klaren wolkenarmen Himmel, es sollten 12 Grad Celsius werden, somit tolle Bedingungen.

Punkt 10 Uhr fiel der Startschuss und unser Lauf begann. Wir orientierten uns in den mittleren Bereich des Feldes, welches sich schnell auseinander zog, so das man in sein eh zu schnelles Tempo fand.

Wir überholten und wurden überholt- Ein besonderer Moment: eine Bekannte von Thomas feierte dort ihren Junggesellinnenabschiedslauf. Mit rosa Shirts und Herzchenballons machte sich ihre Delegation auf in den Lauf.

Die ersten Runden spulten Thomas und ich locker runter, redeten über Gott und die Welt, genossen einfach den Tag, wurden von den Führenden das erste Mal überrundet und hatten Spaß. Nach Vier Runden kamen wir an der Countdown Uhr im Zielbereich vorbei und mir gelang ein mentales Husarenstück: Die Uhr zeigte noch 3h 57min XXsek und ich sagte zu Thomas: jetzt noch ein Berlinmarathon und dann sind wir auch schon zu Hause. Dass das bei diesem Tempo nicht möglich war, war klar; zeigt aber erstmals auf das es sich hier nicht um ein Rennen mit einem metrischen Ziel handelte sondern ein “Kampf gegen die Uhr” und das Gefühl das wir noch einiges vor hatten.

Auf einem Rundkurs dieser Länge erkennt man nach einiger Zeit die fleißigen Helfer wieder und freut sich darauf und motiviert sich von VP zu VP. Ein ganz besonderer war Thomas @lennetaler aus meiner Crew der sich als offizieller Helfer beworben hatte, weil Christian Pflügler händeringend nach diesen gesucht hatte. Thomas´ Argument, das er schon so oft von dem Support profitiert habe und er endlich mal etwas zurück geben wollte. TOLL!! Somit bestritt Thomas seinen ersten Ultra im Bananen und Müsliriegel zerteilen 😉

Die Verpflegung war nicht angemessen sondern mindestens 4*e tauglich. Neben Cola, Wasser, Iso, Kräutertee, gab es Salzstangen, Erdnüsse, unterschiedliche selbstgebackene (vegane) Kuchen, Pizza, Schinkenbrötchen, Käsewürfel, Cabanossi, Salzlakritz, Stullen mit Erdnussbutter und Nutella, Plätzchen und immer ein Lächeln der vielen Helfer. DANKE EUCH!!!!

Der Lauf selbst fing an sich zu ziehen. Wir wurden beide stiller und konzentrierten uns darauf den anderen zu stärken und zu helfen. Mittlerweile wusste man wo die zwei Krokusse am Wegesrand standen wie viele Ponys der Nachbar auf seinem Grundstück hatte und was sonst so um uns herum passierte.

Und dann ging mal wieder die Sonne auf: Nach 45km lachten mich die Augen meiner Frau und einer gemeinsamen Freundin an. Es gab einen Kuss auf die Wange, etwas Aufmunterung und gute Worte und ich freute mich das sie da war(en). Gehofft hatte ich es, jemals gewagt es vorab auszusprechen nicht. So machten sich Thomas und ich uns neu motiviert auf die 10 Runde. Immer mit der Devise: Marathon ist Pflicht, in die Wertung der dt. Meisterschaft ab 45km ein Muss, 50km wären toll und alles andere wäre dann Bonus.

Ich muss für mich sagen das es doch schon ganz schön anstrengend wurde. Dieses Jahr  bin ich 3x 35km gelaufen als jeweils langen Lauf gelaufen. Nicht wirklich ideale Voraussetzungen für einen 6h Lauf. Um so glücklicher bin ich, das Thomas und ich uns letztendlich auf ca. 54km gepusht haben.

Im Ziel das obligatorische Finisherbier, eine Medaille um den Hals und mit guten Gefühl den “Scheiss gerockt zu haben” genossen wir unseren Triumph. Und die Sonne lachte dazu. Ein toller Lauftag ging zu Ende.

Ein kleine Anekdote noch: unterwegs sprachen wir davon das wir gerade in einer anderen Welt waren: hier die Ultraszene, bei der 50km laufen eher unbedeutend sind und jeder mindestens einen kennt und der schon viel verrückteres gemacht hat. Und da draußen in der “normalen” Welt wo man als Spinner abgetan wird, weil man 50km gelaufen ist. So ist Sport…

Ich genieße heute den Sonntag, mit Dauergrinsen, glühenden Füßen und der Genugtuung etwas fettes geleistet zu haben.

…weiter geht’s im Laufkarusell!

Rodgau, mein Rodgau

Es war also mal wieder so weit. Dieses ominöse Rodgau stand auf dem Plan. Vor einem Jahr habe ich dort meine Ultrapremiere erlebt, bin das Erste Mal überhaupt weiter als die Marathondistanz gelaufen. Der Hammer. Was war ich stolz…

Und diese Jahr? Abermals durch einen Rundkurs quälen? Hallo? Bestimmt nicht. Also schmiedete ich einen grandiosen Plan: Ich beschloss einfach nur Fan vom #Twitterlauftreff zu sein. Anzufeuern, motivieren und vielleicht die letzte Runde mit jemanden gemeinsam zu laufen der sich gerade quält. So der Plan…

Es kam wie eigentlich immer bei meinen Plänen etwas anders. Tage zu vor hatte mich Nina @la_loupina gefragt ob ich mit ihr 3 oder mehr Runden in ihrem noch postoperativen Bummeltempo laufen wolle. Das konnte ich natürlich nicht ausschlagen. Also kamen die Laufsachen doch ins Auto…

Frederic @lexusburn, Thomas @running_podcast und ich trafen uns Freitag Nachmittag und fuhren zuerst zu Freunden, eine 1/2h entfernt von Rodgau, um dort unser Nachtlager aufzuschlagen und dann weiter zur #Twitterlauftreff Pastaparty die Michael @MagicMike2311 wieder dankenswerter Weise organisierte. Zu 25 Leuten, alle bestens gelaunt und Vorfreude auf den Lauftag genossen wir das, was die Speisekarte hergab. Ein toller Abend mit vielen klasse Personen, teilweise unbekannt, doch überwiegend persönlich bekannt war es ein großes Hallo…

Der Morgen begrüßte uns in Frederics Auto mit fröhlichen -8,5 Grad. Au Backe!! das konnte heiter werden. Wir fuhren also los, parkten, ich zog mit meinem extra für diese Veranstaltung gekauften Pavillion los, um ein standesgemäßes Headquarter zu errichten. Frederic und Thomas besorgten mir meine Startnummer. Zwischenzeitlich ergaben sich immer wieder neue Konstellationen mit wem ich den laufen oder gehen könnte. Frederic und ich witzelten, das wir eigentlich 15 Runden benötigen würden, um allen Gerecht zu werden.

Punkt 10:00 Uhr ertönte die Startfanfare und ca. 1000 stark vermummte Ultrabekloppte zogen von dannen. Einer der Letzten war Sven @svnkswttr, der sich einige Tage vor Rodgau so verletzte, das er nicht laufen konnte. Aber doch gehen. So gingen Johannes @werwolftamer, Karo, die Freundin vom @_ Trailtiger, Sven und ich die erste Runde. Er genoss es. Wir genossen es.

Toll!

Nach 2,5km wurden wir von den ersten Führenden überrundet. Unfassbar wie schnell ( wie langsam wir) die waren. Gegen Ende unserer ersten Runde fegte auch Isabell @laufspatz an uns vorbei. Ich hatte mir ihr vorab gesprochen das auch wir eine Runde laufen wollten. Also schmiss ich Jacke und Handschuh davon und ballerte mit Isabell durch Runde 2.

Toll!!

An unserem Headquarter angekommen traf ich weitere laufverrückte Nichtmitläufer tratschte, quatsche und jubelte zu.

Und dann zog Nina @la_loupina, gebeutelt von Ihrer noch fast frischen OP an uns vorbei. Und ich hing mich dran. Deutlich langsamer und entspannter ließen wir uns treiben und redeten über Dinge 😉 Es war eine schöne Runde, hatte ich Nina doch quasi genau vor einem Jahr auf dieser Strecke kennen und schätzen gelernt.

Toll!!!

Ich wartete wieder und traf mich derweil mit Katrin @katitria, die leider Bronchitis geschwächt auch nicht mitlaufen konnte aber ihren Freund Holger @runfirefight auf der Strecke zujubelte. Naja. Als Holger so daher kam, merkte man ihm schon an, dass das heute kein Spaß für ihn war. Also hing ich mich an ihn dran und lief mit ihm seine letzte Runde (30k) und lenkte ein wenig ab. Wir redeten über Männerspielzeuge in allen Größen und Facetten.

Toll!!!!

Ich kehrte abermals ins Headquarter. Und kaum später zogen Bert @trailgrip und Isabell im Schlepptau vorbei. Isabell deutlich unentspannter als in Runde 2, Bert immer noch das blühende Leben. Ich vereinbarte kurzer Hand, ihre letzte Runde mit zu laufen und sie ins Ziel zu begleiten. Was eine Runde später dann passierte war der Kracher: wie konnte Isabell noch so schnell laufen, so fit und brutal zu sich selbst sein und ein Tempo angehen, wo mir das Reden schwer viel. Wir ballerten wie die Wahnsinnigen durch ihre letzte Runde und Isabell war in 04:20:26 im Ziel, was ihr ein Podiumsplatz in ihrer Altersklasse einbrachte. Ihr brachte ihr noch Tee als der Christian @_trailtiger an uns vorbei lief, mit dem ich ja auch eigentlich laufen wollte.

Puh, nicht mehr so toll!!!!

Aber was soll´s, Christian war noch ein paar Sekunden schneller als Isabell unterwegs und an reden war schon lange nicht mehr zu denken. Ich wollte ihm doch Gesellschaft leisten, statt dessen zog er mich fast mehr durch die Runde, Heidewitzka, war das kein Spaß. Aber wir fegten durch die Wälder und wir liefen gemeinsam in sein Ziel. Ganz schön hart.

Puh, nicht mehr toll! Wirklich!!!! Was die für Tempo können. Respekt!

Abermals am Headquarter angekommen passierte Unglaubliches: Nina immer noch unterwegs war in ihrer neunten Runde. Sollte Sie diese Runde wirklich noch vor Zielschluss nach 6 Stunden schaffen, wäre sie weiter in der Wertung und dürfte ihre letzte Runde auch noch laufen. Also hing ich mich an sie und gab mein möglichstes sie davon zu überzeugen, wie herrlich sinnfrei ihr Tun sei und das es eine große Ehre wäre, unter der Cutoff Zeit das Ziel zu erreichen. Wir schwiegen. Gaben uns die Hand. Nina biss und kämpfte. Aber sie schaffte es und kam 15min vor Cut off rein und ihre Familie geleitete sie auf ihre letzte Runde.

Unglaublich Toll!!!!

Ich drückte also meine Uhr, mit dem ganzen Hin und Her kam ich auf 37 glückselige Km. Ich habe heute so viele Menschen glücklich gesehen, Menschen die gekämpft haben, Menschen deren Augen leuchteten. Das wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Und nicht zuletzt die unfassbar gute Zeit von Thomas mit 04h41 (-13Minuten zum letzten Jahr) und Frederics klasse 35 km nach so viel Verletzungspech. Das Ultra Debut von Svens Freudin Elli @lauf_lou unter 6 Stunden, der brutal starke Wille von Nina und der grandiose Podiumsplatz von Isabell.

Man muss nicht Ultra laufen um Ultra glücklich zu sein. Heute war ich es. Ein grandioser Tag! Danke und Chapeau Euch Allen!!!

 

 

Sieben Acht Null Fünf

Sieben Acht Null Fünf – die Telefonnummer des örtlichen Taxidienstes, die Pin der Handy Karte, ein Geburtstag?

7805m – Siebentausendachthundertfünf Meter. Ach so! Natürlich!! Es geht um den Westgipfel des 7821m hohen Masherbrum im Himalaja. Logisch. Aber Moment, was hat der Schluppenchris mit hochalpinenen Verrücktheiten zu tun?

RICHTIG! Gar Nichts.

7805m ist die Distanz zwischen dem klassischen Marathon Finish und der ersten Ultra Strecke mit 50km. Natürlich gibt es viele noch viel wahnsinnigere Ultraläufe: 100km, 100Ml, 12h, 24h bis hin zu 6 Tagen. Also sind die 50km doch nur die Bambiniausgabe  eines Ultras. Aber auch den muss man erst einmal zu Ende laufen.

So geschehen am 29.01.16 in Rodgau, bei Frankfurt. Mit Frederic und Thomas aus meiner TRRCRW Laufcrew ging es darum einen 50km Lauf zu überstehen. Übernachtet bei Freunden ging es Samstag morgen zum Start und dem bekannten Prozedere und dem Start um 10:00Uhr. Gelaufen werden seit 17 Jahren 10 Runden á 5km durch Wald und Flur.

Runde 1 – Alles auf Anfang. Man witzelt, hat Spaß, freut sich, dass das Wetter doch noch hält. Kein Regen wie vorab angekündigt.

Runde 2 – Aha, so läuft das also hier. Verpflegungspunkt check. Die Strecke ist ein Rundkurs mit einem 300m Wendepunkt. Ein strategisch aufgestellter DJ kontrolliert sicher auch, ob auch keineR abkürzt. Dann reißt mich eine Fahrradklingel aus meinen Gedanken: der 1. Mann mit Führungsfahrrad überrundet uns. Das Wetter hält.

Runde 3 – Die Schulter fangen an zu schmerzen. Jetzt schon! Ich mache mir ein wenig Sorgen. Wenn die Zickereien jetzt schon losgehen muss ich mir ernsthaft Sorgen machen, ob ich den Tag überstehe. Das Wetter hält.

Runde 4 – keine besonderen Vorkommnisse. So langsam wird es stiller und jeder konzentriert sich auf sein Rennen. Meine Schultern ziehen, ich mache während des Laufens Dehnübungen die mir immer wieder ein paar hundert Meter weiterhelfen. Die Fahrradklingel ist wieder da: Wir werden das zweite Mal vom Führenden überrundet. Kurze Zeit später dann Gebrüll: RECHTS LAUFEN! Die erste Frau holt mich ein. Das Wetter hält.

Runde 5 – Die Schultern nerven aber sonst läuft alles soweit. Ich komme ins Gespräch mit anderen LäuferInnen, auch wegen des besonderen Schuhwerks. Ich muss austreten, lasse meine Crew weiterlaufen. Ich hänge mich an einen der Schnellen, die jetzt mehr und mehr das Feld von hinten aufziehen. Und komme kaum hinterher. Wahnsinn, was die Jungs für ein Tempo laufen. Das Wetter hält.

Runde 6 – Der erste Mann überrundet mich ein drittes Mal. Krank – in positiver Weise. Meine bis dato kontinuierlichen Rundenzeiten bröckeln. Ich muss den ultimativen Traum unter fünf Stunden zu bleiben begraben. Egal. Ankommen war und ist das vorrangige Ziel. An einem Banner des Twitterlauftreff vorbei laufend schreien plötzlich Menschen meinen Namen. Über Twitter eine illustre Gemeinschaft. Real kennt man sich nicht. Freue mich aber über den Zuruf und warte ungeduldig die Runde ab, um in der nächsten Runde Kontakt aufzunehmen. Im Start/ Ziel Bereich gibt der Sieger Interviews, applaudiert und feuert an. 2h: 57min. Streckenrekord. Das Wetter hält.

Runde 7 – Nina (La_Loupina) und Johannes (Werwolftamer) vom Twitterlauftreff jubeln mir zu. Ich halte kurz an, sie schicken mich aber schnell wieder auf die Reise. Dan geht es los. Fange an dem Kopf zu viel Raum zu lassen um meine Maschine mit negativen Gedanken zu überfluten. Es wird schwer. Frederic mein gut gelaunter Crewpartner bekommt den einen oder anderen Spruch ab. Seine Motivation in allen Ehren, aber kann der Typ nicht mal die Klappe halten? Habe aber auch den Tipp eines erfahrenden Ultraläufers im Kopf: Sieh den Schmerz als einen Gast an. Sei freundlich zu ihm und er verschwindet wieder. Und er ist auch wider verschwunden. Das Wetter hält.

Runde 8 – Sagen wir wie es ist: Großer Mist. Die Runden nerven mich. Die Beine nerven mich. Der DJ spielt Queen. Die erste Frau überrundet mich das zweite Mal. Frage mich nach dem Sinn. Quäle mich durch die Kilometer. Ein dunkler Moment.  Das Wetter hält.

Runde 9 – Ich komme durch den Start/ Zielberich, am Twitterlauftreffbanner vorbei und dann geht die die Sonne auf: Nina schmeißt ihre Jacke weg und läuft mit Frederic und mir ein Runde mit. Sie redet und lacht, spornt mich an und gibt mir wieder Energie. Bei KM 42,195 steht ein Marathonschild und ich sage zur Ihr: Mit jedem Schritt bin ich noch nie so weit gelaufen wie jetzt. Wir müssen beide schlucken. Unfassbar. Bei km 44 fängt es an leicht zu regnen. Nina klinkt sich kurz vor dem Durchgang wieder aus.

Runde 10 – Frederic baut mich auf: auf der letzten Runde genießt man, freut sich, bedankt sich bei den Helfern, beim DJ. Aha. Muss ich??? Plötzlich ist Nina wieder da. Ob sie noch Runde mitlaufen dürfe? Warum nicht. Ich versuche Kontenance zu wahren, verstecke mich hinter meiner Brille, bin echt auf. Ich bitte Frederic vorzulaufen und ein paar Fotos von meinem Zieleinlauf zu machen. Im Bereich des vierten Km einer Runde läuft man einen klitzekleinen Anstieg. Die Veranstalter haben dort allerdings eine Maschinerie eingelassen die die Gradzahl bei jedem Durchlauf etwa 5 Grad steiler macht. An mir liegt es doch nicht, das ich hier fast nicht mehr hoch komme. Oben krampft die Wade, ich muss stehen bleiben, kann aber schnell wieder weiter. Kurz vor dem Ziel schickt mich Nina auf die letzten Meter, Frederic empfängt mich euphorisch. Z-I-E-L

Runde 11: – ich bin leer, aber jetzt bin ich ein Ultra. Nach 5h 09min bin ich im Ziel und im Ziel meiner Träume. Ich wollte schon so lange einmal einen Ultra laufen. Endlich habe ich meinen Wunsch erfüllt. Bedanke mich bei Nina, bedanke mich bei Frederic und verkrümel mich aus dem Pulk. Mein Blick wird wässerig vor Glück, vor Erschöpfung.

Keine 24 h nach Zieleinlauf bin ich leer und glücklich. Dauergrinsen ist ein tolles Gefühl.